Kein Alkohol. Nicht mehr Spielen. Ein Leben ohne Tabletten. Der Weg aus der Sucht beginnt jedes Jahr für ungefähr 700 Menschen in der Stefanstraße bei der Suchtberatung der Caritas. Hier wird aber nicht nur Suchtkranken geholfen. Auch für Angehörige gibt es Angebote.
Veränderung als Ziel
Bei der Beratung und Begleitung von Suchtkranken folgt die Caritas einer klaren Grundhaltung: Die Menschen kommen zur Beratungsstelle, weil sie an einem Punkt sind, an dem sie feststellen, dass ihr Leben so nicht weitergehen kann. Sie brauchen Veränderung, wissen aber nicht, wie sie diese erreichen können. Wege zur Veränderung herauszufinden – das ist das Ziel des Teams um Mattis Kögler, dem Leiter der Suchtberatung. Diese agieren mit großem Fachwissen, viel (Lebens-)Erfahrung, stets auf Augenhöhe und der Haltung, kein Ziel vorzugeben. Denn wohin die Veränderung führen soll, entscheiden die Klientinnen und Klienten für sich selbst.
Der erste Schritt zu dieser Veränderung ist ein Besuch bei der offenen Sprechstunde. Hier geht es um die Lebenssituation der Klientinnen und Klienten: Mit welchen Fragestellungen sind sie konfrontiert? Gibt (oder gab) es eigene Versuche, die Situation in den Griff zu bekommen? All das und mehr kann hier Thema sein. Diese Phase dient dazu herauszufinden, welche Angebote der Suchtberatungsstelle in der konkreten Situation hilfreich sein können oder ob es Alternativen anderer Träger braucht.
Eines dieser Angebote der Suchtberatung sind die sogenannten Motivationsgruppen. Hier geht es darum, von sich zu erzählen und mit anderen, die das gleiche Schicksal teilen, ins Gespräch zu kommen. Des Weiteren geht darum, wie man sein Leben verändern kann. „Wie kann ich jetzt nicht mehr trinken oder nicht mehr spielen?“ – diese Frage steht im Mittelpunkt und die Mitarbeitenden geben hierfür Tipps und zeigen hilfreiche Strategien. An solchen Gruppen nehmen die Klientinnen und Klienten teil, bis die Therapie beginnt.
Geht es in den Motivationsgruppen darum, das Spiel oder den Konsum von Alkohol oder Medikamenten zu stoppen, zielt die Therapie auf eine Veränderung im Leben ab. Die Klientinnen und Klienten sollen sich so weiterentwickeln, dass Alkohol, Spiel oder Medikamente für das eigene Leben an Bedeutung verlieren. Damit sinkt das Verlangen, Zuversicht und Mut können wachsen. Manche der Betroffenen beschreiben, dass man merkt, wie man sein Leben Stück für Stück wieder mehr in den Griff bekommt. Das motiviert, weiter an sich zu arbeiten, den Weg der Veränderung weiter zu gehen.
Solche Therapien sind Rehabilitationsmaßnahmen, die von der Rentenversicherung genehmigt werden müssen. In ihrer ambulanten Form werden sie auch bei der Caritas angeboten. In Fällen, in denen ein Aufenthalt in einer Klinik nötig ist, können die Mitarbeitenden der Suchtberatung bei allen Fragen und bei der Auswahl der richtigen Klinik den Klientinnen und Klienten mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ist die Therapie in einer Klinik dann beendet, kann eine ambulante Nachsorge bei der Caritas stattfinden, um den Erfolg abzusichern.
Spezielle Angebote für Angehörige
„Mir geht es nur gut, wenn er nicht trinkt“ – solche und ähnliche Sätze fallen oft, wenn Angehörige von ihrer Situation berichten. Denn auch sie leiden unter der Suchterkrankung und koppeln ihr eigenes Wohlbefinden oft an das Suchtverhalten ihres Partners oder ihrer Partnerin. Zudem stecken viele Angehörige tief im Zwiespalt zwischen „gehen“ oder „bleiben“. Auf der einen Seite wird überlegt die Beziehung zu beenden, in der sich alles um die Sucht der anderen Person dreht, gleichzeitig soll die Beziehung erhalten bleiben, weil sie (auch finanzielle) Sicherheit gibt oder eine starke Bindung durch gemeinsame Kinder da ist, die es gilt zu bewahren.
Auch für solche Situationen gibt es entsprechende Hilfsangebote. Angebote, die auch dann in Anspruch genommen werden können, wenn der suchtkranke Angehörige noch keinen Bedarf für eine Veränderung in seinem Leben sieht oder bei einem anderen Träger in Behandlung ist. Denn Angehörige von Suchtkranken haben mit ihren eigenen Sorgen und Nöten zu kämpfen – deshalb brauchen sie dafür eine spezielle Beratung, davon ist man bei der Caritas überzeugt. In vertraulichen Einzelgesprächen oder monatlich stattfindenden Gesprächsgruppen lernen die Angehörigen, was ihnen gut tut, wie sie sich auf ihre eignen Bedürfnisse konzentrieren können und wie das Zusammenleben mit einem Suchtkranken gelingen kann.
Hilfe im Kletterwald
Haben Suchtkranke eine Familie, wirkt sich die Sucht auch auf sie aus. Beispielsweise, wenn ein ganzer Tag von der Frage überschattet wird, ob Vater oder Mutter nüchtern sind, wenn man von der Schule oder der Arbeit kommt. Es kommt zu Streitigkeiten und Vorwürfen. Die Sucht ist immer gegenwärtig und legt sich wie eine schwere dunkle Decke auf das Familienleben. Oft fehlen dann Kraft, Motivation oder einfach das Geld, um auch noch gemeinsame Aktivitäten zu organisieren.
Hier bietet die Suchtberatung Eltern und Kindern bei Familienerlebnistagen eine Pause vom Alltagsstress an. Gemeinsam besucht man einen Zoo oder verbringt einen Tag im Kletterpark. Die einzige Bedingung: Es wird nicht über die Sucht geredet. Hier geht es nicht um Rehabilitation oder Therapie, sondern darum gemeinsam einen schönen Tag zu genießen. Ein gemeinsames Erlebnis, das vielleicht auch der Auslöser dafür ist, sein Leben Schritt für Schritt zu verändern.
Alle Informationen zur Suchtberatungsstelle und Kontakte finden Sie hier unter