„EFL“ steht für Ehe-, Familien- und Lebensberatung, und der Name ist Programm. Denn ganz gleich, ob es darum geht, dass sich eine Patchwork-Familie neu findet, Eifersucht die Beziehung gefährdet oder Menschen unter Ausgrenzung und Einsamkeit leiden: Wer mit schweren und belastenden Themen in die EFL-Beratungsstelle am Dortmunder Propsteihof kommt, findet beim Team um Niels Christensen offene Ohren. Denn hier arbeiten Menschen mit einem besonderen Ansatz und besonderen Qualifikationen.
Doch zuerst die Zahlen:
Vor über 70 Jahren wurde die EFL in Dortmund gegründet. Damals sollte, zurückgehend auf einen Beschluss des Katholikenrates, eine Einrichtung geschaffen werden, die Ehepaare und Familien in den schwierigen Lebenslagen der Nachkriegszeit unterstützt. Aus diesen Anfängen ist eine Einrichtung entstanden, in der heute 7 Hauptamtliche und 3 Mitarbeitende in Weiterbildung jährlich gut 2.000 Beratungsstunden mit rund 400 Klienten durchführen.
Beziehungen in den Blick nehmen
Dass die Beratenden so viele Menschen zu den verschiedensten Themen kompetent beraten können, liegt daran, dass sie sich als Expertinnen und Experten für die Beziehungen sehen, die den Problemen zugrunde liegen. So helfen sie bei Mobbing am Arbeitsplatz, das Beziehungsgefüge der Mitarbeitenden untereinander anzuschauen. Braucht jemand bei Generationskonflikten in der Familie ihren Rat, schauen sie gemeinsam mit ihren Klienten nach der Beziehungsgeschichte zwischen Eltern und (erwachsenen) Kindern. „Wir müssen lange suchen, bis wir einen Fall finden, wo es nicht um Beziehungen geht“, erklärt Niels Christensen, Stellenleiter der Dortmunder EFL.
Wer aber nun Tipps oder eine Art „Schritt-für-Schritt-Anleitung“ erwartet, mit der man seine Ehe retten oder den dauernden Familienstreit beenden kann, irrt sich. Denn in den Beratungen helfen die Mitarbeitenden der EFL den Ratsuchenden zunächst einmal dabei, Muster in ihrenBeziehungen herauszuarbeiten und zu benennen. Dann unterstützen sie die Menschen dabei, Veränderungen zu erarbeiten und umzusetzen.
Die Beraterinnen und Berater, die ihre Klienten auf diesem Weg begleiten, kommen dabei aus ganz unterschiedlichen Branchen und Berufen und bringen so auch vielfältige Kompetenzen mit. Dies ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal: So entstehen Teams, in denen jedes Mitglied aus seiner oder ihrer Lebens- und Berufserfahrung einen anderen Blickwinkel auf die Anliegen der Betroffenen hat. Dadurch lassen sich neue Ansätze für die Beratung finden.
Ausbildung auf Master-Niveau
Wer hier in der EFL als Beraterin oder Berater tätig wird, hat noch mehr vorzuweisen als den ursprünglichen Abschluss. Er oder sie muss heute eine vierjährige berufsbegleitende Weiterbildung an der Katholischen Hochschule NRW absolvieren, die mit dem Master of Counseling EFL abschließt.Am Anfang dieser Ausbildung steht ein Auswahlprozess, in dem neben der Prüfung formeller Voraussetzungen auch die persönliche Eignung für den Beratungsberuf eingeschätzt wird. Das Mentorenteam besteht daher derzeit auch aus einer Psychotherapeutin und einem Theologen.
Die Bewerberinnen und Bewerber durchlaufen im Folgenden eine Ausbildung, die auf drei wichtigen Säulen ruht: Zum einen sind es zehn Wochenendseminare pro Jahr, in denen sich die Studierenden die fachlichen Grundlagen ihrer späteren Tätigkeit erschließen. Zurück in Dortmund arbeiten sie einen Tag pro Woche in der Beratungsstelle mit. So können sie einerseits von Anfang an in der Praxis für die Praxis lernen, andererseits können sie ihre Erfahrungen auch als Diskussionsgegenstand in die theoretische Ausbildung an den Wochenendseminaren einbringen. Abgerundet wird die Ausbildung sowohl vom akademischen Selbststudium als auch von Phasen der Selbsterfahrung. Alles in allem kommt man damit auf einen Zeitaufwand, der leicht den Umfang einer Halbtagsstelle einnehmen kann, erklärt Dr. Petra von der Osten, Mentorin im Paderborner Studiengang.
Beratung auf verschiedenen Kanälen
Die Beratungen der EFL können sowohl in persönlichen Treffen als auch digital erfolgen. Gerade die Beratung über Video-Chat ist – durch Corona beschleunigt – ein wichtiger Weg für Beratende und Hilfesuchende geworden. Denn sie ist nahe an der persönlichen Beratung und ermöglicht eine Fortsetzung der Beratung auch dann, wenn z.B. ein Partner in einer Paarberatung für mehrere Monate ins Ausland muss.
Eine weitere Variante ist die Beratung per E-Mail, für die es jedoch noch eine Zusatzausbildung braucht, unterscheidet sie sich doch in manchen Punkten von der klassischen Variante. Denn da, wo man in einem Gespräch einem Menschen gegenübersitzt und auch den Tonfall, Gesten oder Gesichtsausdrücke wahrnehmen kann, bleibt bei einer E-Mail nur das geschriebene Wort. Andererseits muss auf das, was das Gegenüber sagt, nicht sofort geantwortet werden, und man hat die Chance, auch das vor Wochen Geschriebene noch einmal zu lesen. Auch da, wo sich Ratsuchende im wahrsten Sinn des Wortes so „unsagbar“ schämen, dass sie mit niemandem von Angesicht zu Angesicht über ihr Problem reden können, kann die Beratung per Mail – bei der man ja kein direktes Gegenüber hat – helfen, sich zu öffnen.
Auf welche Art die Beratung auch immer stattfindet, die EFL als psychologischer Fachdienst ist für alle offen, unabhängig von Religionszugehörigkeit, sexueller Orientierung oder Nationalität der Ratsuchenden. Zudem ist das Beratungsangebot kostenlos, für Einzelne ebenso wie für die Paar- oder Familienberatung.
Sie möchten sich mit einem Anliegen an die EFL wenden? Alle Informationen finden Sie hier: https://findet-zusammen.de/user/ehe-familien-und-lebensberatung/