So wird Kirche sicher – Schutz vor sexualisierter Gewalt im Erzbistum Paderborn

So wird Kirche sicher – Schutz vor sexualisierter Gewalt im Erzbistum Paderborn

Immer neue Studien wie z.B. aus Münster, zeigen deutlich das erschreckende Ausmaß des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche. Und mit Recht blickt die Öffentlichkeit auf die Rolle der Bischöfe, wenn es um Aufklärung, Aufarbeitung und die Versäumnisse und Fehler dabei geht. Doch neben diesem wichtigen Blick in die Vergangenheit schauen die Verantwortlichen auch in die Zukunft. Damit Kirche wieder ein Ort wird, indem Kinder, Jugendliche und alle Schutzbefohlenen vor sexualisierter Gewalt geschützt sind, wurden Präventionskonzepte entwickelt und umgesetzt.

Drei Dinge sind dabei entscheidend: Menschen sollen für das Thema sensibilisiert werden und lernen, genau hinzuschauen und Anzeichen von sexualisierter Gewalt zu entdecken. Die Maßnahmen zur Prävention sollen fester Bestandteil des Lebens von Gemeinden, Verbänden und kirchlichen Einrichtungen werden. Und schließlich sollen alle Maßnahmen von Wissenschaftler*innen auf ihre Wirksamkeit hin überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.

Genau hinschauen – auf das Richtige achten

Wer andere vor sexualisierter Gewalt schützen will, muss deren Anzeichen erkennen und wissen, wie man sich in Verdachtsfällen richtig verhält. Dies zu vermitteln ist die Aufgabe von über 200 Schulungsreferent*innen, die die Mitarbeitenden in Gemeinden oder Verbänden an dieses Thema heranführen. Dazu halten sie sogenannte Präventionsschulungen, in denen Haupt- und Ehrenamtliche unter anderem lernen,

  • mit welchen Strategien Täter vorgehen,
  • welche Strukturen in Institutionen sexualisierte Gewalt begünstigen,
  • welche Rechtsvorschriften es gibt,
  • wie die Anzeichen aussehen, die bei einem Opfer auf sexualisierte Gewalt hindeuten,
  • wie Betroffene Hilfe bekommen können.

Schon jetzt haben sich über 65.000 Menschen mit diesen Themen vertraut gemacht. Menschen, die mit ihrem Wissen aktiv mithelfen, sexualisierte Gewalt zu verhindern.

Das Besondere daran: Von diesen Schulungen gibt es keine Befreiung! Wer in einer Gemeinde, Institution oder einem Verband mit Kindern, Jugendlichen oder anderen Schutzbefohlenen arbeitet, muss eine solche Schulung durchlaufen – der leitende Priester eines großen Pastoralverbunds ebenso, wie die Gemeindereferentin oder Leiter*innen, die Jugendliche ins Ferienlager begleiten. Was sich unterscheidet, ist der Umfang: Wer beispielsweise einmal im Jahr bei der Sternsingeraktion mithilft, bekommt eine andere Schulung als Mitarbeitende, die das ganze Jahr über viel mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben. Doch ohne eine Präventionsschulung gibt es keine Mitarbeit.

Und es bleibt auch nicht bei einer. Nach spätestens fünf Jahren steht eine weitere Schulung an, in der das Wissen vertieft oder um neue Aspekte ergänzt wird.

Eine „Kultur der Achtsamkeit“

Neben der Sensibilisierung Einzelner soll das Thema Prävention tief im Leben von Gemeinden und Institutionen verankert werden. Ziel ist es, eine neue „Kultur der Achtsamkeit“ (Bischof Stefan Ackermann) zu schaffen.

Zwei wichtige Maßnahmen helfen, dieses Ziel zu erreichen:

Das Schutzkonzept

Alle Institutionen im Erzbistum Paderborn sind verpflichtet, ein institutionelles Schutzkonzept zu erarbeiten. Dieses Konzept bildet dann die Grundlage für alle weiteren Maßnahmen. Zu seinen Bestandteilen gehören eine umfassende Risikoanalyse, ein Verhaltenskodex für alle Mitarbeitenden, die Festlegung, wer in welchem Umfang eine Präventionsschulung besuchen muss, welche Ansprechpersonen es gibt und welche Stellen im Verdachtsfall einzuschalten sind, um den Betroffenen Hilfe zukommen zu lassen und die Täter zu verfolgen. Auch hier wurde schon vieles umgesetzt: Über 80% der Institutionen oder Gemeinden haben ein solches Konzept vorgelegt, alle anderen sind dabei, es zu erstellen.

Die Präventionsbeauftragten

Damit das, was im institutionellen Schutzkonzept steht, auch gelebt wird, werden sog. Präventionsfachkräfte bestellt. Sie werden in besonderen, mehrtägigen Schulungen auf diese Aufgabe vorbereitet und tragen das Thema Prävention von sexuellem Missbrauch in alle Untergliederungen hinein. Sie besuchen beispielsweise Verbände, um in Vorträgen zu informieren, das Schutzkonzept vorzustellen und unterstützen bei der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen. Außerdem sind sie mit den verschiedensten Institutionen auch außerhalb der Kirche vernetzt und können über diese Kontakte schnell Hilfe für Betroffene organisieren.

Ein Konzept, das sich (weiter-)entwickelt

Die Wirksamkeit all dieser Maßnahmen soll ständig überprüft und wissenschaftlich begleitet werden. Dazu vergeben die (Erz-)Bistümer in Nordrhein-Westfalen eine Studie, deren Ergebnisse in die Weiterentwicklung der Maßnahmen einfließen werden.

Mehr Informationen zur Prävention im Erzbistum Paderborn finden Sie auf den Seiten des Erzbistums.

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